Im Fokus: mehr Beschäftigungsqualität

Im Fokus: mehr Beschäftigungsqualität

Die DEG beschreibt die von ihr unterstützten entwicklungspolitischen Effekte entlang der fünf Dimensionen des eigens entwickelten Development Effectiveness Ratings (DERa). Die Wirkungsdimension „Gute, faire Beschäftigung“ zielt darauf ab, die Beschäftigungswirkungen des DEG-Finanzierungsgeschäfts zu messen. Das DERa bezieht dabei sowohl die Anzahl der geschaffenen Arbeitsplätze als auch die Einhaltung der ILO Kernarbeitsnormen und der IFC Performance Standards mit ein. Denn für die DEG ist die Bewertung der Menschenwürdigkeit der Arbeitsplätze genauso entscheidend wie deren Anzahl. Die Prüfung der Sozialstandards zielt hauptsächlich auf die Vermeidung und Milderung von gravierenden sozialen Risiken ab, etwa Vermeidung von Kinder- oder Zwangsarbeit oder Bezahlung von Mindestlöhnen. Dieser Ansatz wird zumeist als „do-no-harm“-Prinzip bezeichnet („richte keinen Schaden an“). Er fokussiert sich hauptsächlich auf die Einhaltung nationaler und internationaler Mindeststandards für menschenwürdige Arbeit.

Mit ihrer neuen Impact- und Klima-Strategie hat sich die DEG zum Ziel gesetzt, zukünftig ihre Kunden noch intensiver in ihrer nachhaltigen Transformation zu begleiten. In Bezug auf Arbeitsbedingungen zielt sie nicht nur darauf ab, Risiken in Entwicklungs- und Schwellenländern zu minimieren, sondern gleichzeitig auch, zu einer gesteigerten Beschäftigungsqualität beizutragen. Dazu will sie ihre Kunden bei der Planung und Umsetzung entsprechender Maßnahmen – dazu zählen zum Beispiel Gesundheitsvorsorge, Aus- und Weiterbildungsangebote, verbesserte Karriereentwicklungsmöglichkeiten oder Initiativen für mehr Arbeitsplatzsicherheit – unterstützen. Dabei kann eine verbesserte Beschäftigungsqualität für DEG-Kunden zur Reduktion von operativen, finanziellen oder Reputationsrisiken beitragen. Zudem führt mehr Beschäftigungsqualität zu einer gesteigerten Produktivität und Produkt- oder Servicequalität. So gibt es weniger Fehlzeiten, eine verbesserte Präzision in den Arbeitsprozessen, mehr Innovation und dadurch langfristig ein stärkeres Unternehmenswachstum, was eine Win-Win-Situation für Mitarbeitende und Unternehmen darstellt.

Im Rahmen einer gemeinsam in Auftrag gegebenen Studie haben die österreichische Entwicklungsbank (OeEB) und die DEG das Thema „Job Quality“ beleuchtet und den aktuellen internationalen Wissensstand erarbeitet.

Die Studie beleuchtet dabei Job Quality1) anhand von sechs Unteraspekten und
einem Querschnittsthema:


Einkommen und Wohlstand,

Qualifikation und Berufsaussichten,

Beschäftigungsbedingungen,

Work-Life-Balance und intrinsische Merkmale der Arbeit,

Gesundheit und Wohlbefinden,

Repräsentation und Mitsprache und

Geschlechtergerechtigkeit als dimensionsübergreifender Aspekt.

1) Die Konzeptualisierung dieser sechs Dimensionen basiert in erster Linie auf der Arbeit der OECD, der ILO und des Global Impact Investing Networks (GIIN).

Die Ergebnisse dieser Studie werden künftig dafür verwendet, die DEG Finanzierungsprodukte und -dienstleistungen sowie begleitende Beratungsangebote weiterzuentwickeln. Das Ziel ist, den Beitrag der DEG zur Transformation ihrer Kunden hin zu einer noch höheren entwicklungspolitischen Wirkung zu steigern und die Rolle der DEG als starker und resilienter Partner zur Erreichung der SDGs zu konsolidieren.

Frauen in Wirtschaft und Arbeitswelt stärken

Die DEG hat ihr Engagement in einigen der aufgezählten Job-Quality-Themenbereiche in den letzten Jahren intensiviert. So gehört die DEG zu den DFIs, die 2018 die 2X-Challenge sowie die 2X-Collaborative mit ins Leben gerufen haben. Die 2X-Challenge zielt darauf ab, ein Bündnis gewillter DFIs zu schaffen und das Engagement für mehr Gendergleichstellung und mehr wirtschaftliche Teilhabe von Frauen zu bündeln und zu intensivieren. Dabei liegt der Fokus insbesondere darauf, frauengeführten Unternehmen, Unternehmen im Eigentum von Frauen oder Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen insbesondere an Frauen gerichtet sind und die ihren Sitz in Entwicklungs- oder Schwellenländern haben, den Zugang zu Finanzierungen und Finanzierungsdienstleistungen zu erleichtern. Die Einhaltung bzw. Erreichung dieser Maßstäbe wird anhand der 2X-Investmentkriterien geprüft. Diese haben sich mittlerweile als neuer globaler Standard und strategischer Rahmen in der Entwicklungsfinanzierung etabliert. Seit der Initiierung der 2X Challenge 2018 hat die DEG ein Gesamtvolumen von rund 1,36 Mrd. EUR beigetragen.

Engagement für existenzsichernde Löhne

Ein weiteres Job-Quality-Thema, mit dem sich die DEG verstärkt auseinandersetzt, ist das der „Living Wages“ („existenzsichernden Löhne“). In vielen Entwicklungs- und Schwellen-, aber auch in einigen Industrieländern reicht oft der gesetzliche Mindestlohn nicht zur Befriedigung von Grundbedürfnissen aus. Stattdessen leben Menschen in prekären Verhältnissen oder Armut, da sie diese Grundbedürfnisse mit dem zur Verfügung stehenden Lohn nicht decken können. Mit ihrem entwicklungspolitischen Auftrag zielt die DEG deshalb darauf ab, ihre Kunden bei der Transformation hin zur Bekämpfung von Armut und zur Steigerung von wirtschaftlicher Gleichheit und Wohlstand zu begleiten. Dabei greift die DEG auf etablierte Ansätze wie die Living Wage Roadmap der IDH Sustainable Trade Initiative zurück, um Informationen über regionale, nationale oder lokale existenzsichernde Lohnniveaus zu erhalten. Ein existenzsichernder Lohn wird dabei gemäß der Global Living Wage Initiative als Vergütung verstanden, die Beschäftigte für eine Arbeitswoche erhalten und damit eigene Grundbedürfnisse und die ihrer Familie decken können. Das DEG-Investitionsprogramm AfricaConnect hat Anfang 2023 eine neue Impact-Strategie veröffentlicht. Ein wesentlicher Teil dieser Impact-Strategie ist es, unternehmerisches Engagement zu sozialen Themen, das über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgeht, zu honorieren. Dabei wird vor der Investition geprüft, ob ein Unternehmen den Mitarbeitenden etwa bereits existenzsichernde Löhne bezahlt oder dazu bereit ist, mit der DEG einen konkreten Entwicklungspfad zur Schließung der Vergütungslücke hin zu existenzsichernden Löhnen verbindlich zu vereinbaren. Erfüllt das Unternehmen eine dieser Anforderungen, gewährt die DEG Zinsvergünstigungen auf die geplanten Kredite.

Obstproduzent setzt sich für existenzsichernde Löhne ein

Name: Agrofruit
Investitionsvolumen (in EUR): 14 Mio.
Land: Guatemala

Agrofruit züchtet, vertreibt und verkauſt tropische Früchte, insbesondere konventionelle und BIO-Bananen, und exportiert sie in mehr als 20 Länder, darunter die Vereinigten Staaten, Mexiko, Guatemala, Ecuador, Peru, Panama, Holland, England und Deutschland. Das Unternehmen gehört zu AgroAmerica, einem 1958 in Guatemala gegründeten Konzern, der derzeit rund 13.000 Mitarbeiter beschäſtigt. Die Philosophie des Unternehmens basiert auf dem Geschäſtsmodell „Gutes tun durch Gutes tun“. Dies drückt sich in einem klaren Fokus auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit für Kunden, Mitarbeiter und die umliegenden Gemeinden aus. Im Hinblick auf die Qualität der Beschäſtigung für die Mitarbeiter hat sich das Unternehmen im Jahr 2011 verpflichtet, die Lücke zwischen der damaligen Vergütung und einem existenzsichernden Lohn sukzessive zu schließen. Das Unternehmen berechnet die Höhe des existenzsichernden Lohns für landwirtschaſtliche Tätigkeiten mit Hilfe der IDH Gehaltsmatrix. Die Ergebnisse der internen Berechnungen des existenzsichernden Lohns von Agrofruit zeigen, dass es keine Lücken mehr zwischen den gezahlten Löhnen und den regionalen existenzsichernden Löhnen gibt. Damit stellt Agrofruit sicher, dass es allen Beschäſtigten einen existenzsichernden Lohn zahlt. Die DEG finanziert Agrofruit seit 2014 und unterstützt damit einen Pionier in Sachen Beschäſtigungsqualität.